Katzen in Not - Alchen

Katzennachwuchs

Einer Bekannten mit keinerlei Katzenerfahrung war vor Jahren ein kleiner getigerter Kater zugelaufen, den sie zunächst nur fütterte, sich später aber entschloss, ihn zu behalten, weil er so zutraulich geworden war. Als er immer größer und dicker wurde, entschloss sie sich, ihn kastrieren zu lassen. Aber just zu diesem Zeitpunkt war er verschwunden. Tagelang rief sie ihn, suchte nach ihm. Dann stand er plötzlich wieder wie immer vor der Tür, machte sich über den bereitstehenden Futternapf her und war wieder weg. In den nächsten Tagen kam er des Öfteren vorbei, blieb aber nur kurzzeitig und verschwand dann wieder auf ungesehenen Wegen. Sie wendete all ihre Beobachtungsgabe an, um herauszufinden, wo er hin entschwand. Fündig wurde sie bei einem alten leer stehenden Schuppen, der auf einem nahe gelegenen brachliegenden Wiesengrundstück stand. Die Überraschung war groß, als sie im halb verfallenen Schuppen zwischen alten Heuballen ihren vermeintlichen Kater mit drei Katzenwelpen an der Brust liegen sah.

 

Katzen sind ausgesprochen fürsorgliche Mütter. Sie verteidigen ihren Nachwuchs notfalls unter Lebensgefahr, verbringen ihre Würfe an andere Stellen, wenn ihnen der zuvor ausgewählte Platz nicht mehr sicher genug erscheint und verstecken ihre Welpen immer besser, je öfter ihnen diese von Menschen weggenommen werden. Leider ist es - obwohl gesetzlich verboten - immer noch mancherorts übliche Menschenpraxis, die  Welpen sofort nach der Geburt zu töten oder auch später, sofern keine Abnehmer für sie gefunden werden. Auf welche Art und Weise dies geschieht, was sich da in manch dunklen Kellern und Scheunen abspielt, soll hier nicht näher erläutert werden.  Hier kann nur an den Menschenverstand und das Mitgefühl auch anderen Geschöpfen gegenüber appelliert werden, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen und die Tiere frühzeitig kastrieren zu lassen. Aber leider gehen manche Mitmenschen immer wieder, Jahr für Jahr, so barbarisch gegen die hilflosen Welpen vor, weil sie nicht bereit sind, irgendwelche Kosten in eine Katze zu investieren und lieber zum Totschläger werden.

 

Eine Katze, der man ihre Jungen weggenommen hat, leidet fürchterlich. Tagelang läuft sie herum und sucht sie, schreit, maunzt, lockt.  Oft entwickelt sich Milchstau in den Milchdrüsen, weil die Milchproduktion noch läuft und keine Abnehmer mehr da sind. Die Katze hat Schmerzen, bekommt Fieber.

 

Ich hatte in der Pflegestelle zwei Mutterkatzen, die im Abstand von einem Tag geworfen hatten. Jede hatte drei Junge. In den ersten Tage lagen die Kätzinnen mit ihren Jungen jeweils in ihren behaglich eingerichteten Körben, kümmerten sich fürsorglich um die Kleinen, wärmten sie, nährten sie, putzten sie und genossen sichtlich zufrieden ihre Mutterrolle. Irgendwann später dann lagen plötzlich bei der einen Kätzin vier Kleine an den Zitzen und die andere hatte ein rotes Katerchen bei sich liegen, obwohl sie zwei kleine Grautigerchen zur Welt gebracht hatte. Später versiegte bei der einen Kätzin frühzeitig die Milch; daraufhin hat die andere aufopferungsvoll die weitere Ernährung der fremden Welpen mit übernommen. Revanchiert hat sich die milchlose Mutter, indem vorwiegend sie die Körperpflege aller sechs Welpen übernommen hat. 

 

Es ist oft zu beobachten, dass Katzen, die relativ zeitgleich Junge bekommen, diese wechselseitig versorgen; manche Katze stiehlt gar der anderen alle ihre Jungen und legt sie mit zu sich ins Nest. Selbst Katzen, die keine Junge haben, aber mit einer Mutterkatze zusammenleben, kümmern sich oft rührend um deren Welpen, putzen sie, erziehen sie etc. Es hat sogar Katzen gegeben, die ihrer Kollegin beistanden, als diese in den Wehen lagen.

 

Jungkatzen, die nicht bis spätestens zur achten Lebenswoche Menschenkontakt hatten, sind kaum noch zu zähmen, da die Prägephase in Bezug auf den Menschen dann abgeschlossen ist.  Leider sind solche Tiere - sollten sie beim Tierschutz landen - kaum vermittelbar und ein großes Problem.

 

Eines der größten Probleme des Tierschutzes ist die enorme Population der Katzen. Bemüht auch bei wildlebenden/ verwilderten Katzen, die oft in Gruppen in katastrophalen Zuständen und unter unwürdigen Bedingungen ihr Leben fristen müssen, durch Kastrationsaktionen Eindämmung zu schaffen, stehen hier die Tierschützer vor nicht zu bewältigenden Aufgaben.